Die einheimische Brennnessel nimmt es locker mit exotischen Superfoods auf, was ihre Vitalstoffdichte und ihre Heilkräfte betrifft. Und dabei ist sie eine Kulturfolgerin des Menschen, d.h. sie begleitet den Menschen, steht in unseren Gärten, auf Schuttplätzen und Ödland. Wir können sie also direkt nutzen.
Gekürt zur Heilpflanze des Jahres 2022 wurde die Urticaria dioica, die große Brennessel. Die Urticaria urens ist die aggressivere Art, d.h. ihren Nessel brennen mehr, sie hat einen Platz als homöopathisches Mittel und wird dort bei Nesselausschlag eingesetzt.
Die Brennnessel ist gespickt mit wertvollen Phytonährstoffen und nützlich für die vielseitigsten medizinischen Anwendungen. Die Heilpflanze wirkt vorzeitigen Alterungsprozessen entgegen, leitet Schwermetalle aus, hilft uns, im Säure-Basen-Gleichgewicht zu bleiben, die Viatalstoffspeicher aufzufüllen und unser Immunsystem zu stärken. Sie beinhaltet viel Eisen und ist nach bestimmten Algen die chlorophyllhaltigste Pflanze überhaupt. Chlorophyll sorgt für eine gesunde Blutbildung, beugt Eisenmangel vor und verbessert die Sauerstoffversorgung von Zellen und Gehirn, senkt den Cholesterinspiegel, optimiert den Stoffwechsel, beugt Entzündungen vor, schützt vor Strahlenschäden, wirkt antibakteriell, antiviral, antifungizid.
Die Brennnessel enthält doppelt so viel Eisen wie Rindfleisch, zusätzlich auch noch Kupfer. Nur damit kann das Eisen in den roten Blutfarbstoff gelangen.
100g Brennnessel enthalten 8 g Eiweiß, 4 x so viel wie 100 g Avocado (und die Brennnessel wächst vor der Haustür). Sie enthält viele Aminosäuren, die alle eine sehr gute Bioverfügbarkeit haben.
Außerdem enthält sie doppelt so viele Ballaststoffe und 8 mal so viel Calcium wie Spinat. Dazu kommen noch Magnesium, Kalium, Zink, Kieselsäure, Phosphor, 13 Vitamine (Beta-Carotin, alle B-Vitamine, Vit-E, Vit C (6 x so viel wie Zitronen).
Brennnesselblätter enthalten mehr Omega-3-Fettsäuren als Omega-6-Fettsäuren (das gibt es sonst nur im Leinsamen).
Die Brennnessel ist reich an Polyphenolen (sie neutralisieren freie Radikale), Flavonoiden (schützen die Blutgefäße, entgiften die Leber, helfen hohen Blutdruck zu senken, beugen Allergien vor und Phytosterole, die den Cholesterinwert senken, den Zellstoffwechsel fördern.
Vor allem die Bennnesselsamen sind kleine Vitalstoffbomben, die auch viel Phytoöstrogene enthalten, die z. B. Wechseljahrsbeschwerden lindern können.
Heilkräftig sind alle Pflanzenteile: Blätter, Samen, Stängel und Wurzeln.
So, nun allen Mut zusammennehmen, ab in den Garten und Brennnessel ernten. Bei der Ernte aber die Handschuhe nicht vergessen.
Genossen werden können die Blätter als Tee (ich mische immer mit marokkanischer Minze für den Geschmack), als Brennnesselspinat, -Pesto, -Suppe (vorher die Blätter mit heißem Wasser überwellen, dann brennen sie nicht mehr).
Brennnesselsamen kann man super im Müsli verwenden.
Die Samen sind erst im Juli zu ernten (man kann sie einfach abschlagen), die Wurzeln kann man auch im Winter ausgraben und daraus einen Tee zubereiten.
So gibt es kein preiswerteres Nahrungsmittel und die Brennnessel hat einen hervorragenden ökologischen Fußabdruck.
Ernten muss man nicht selbst, alles lässt sich auch kaufen (Drogerien, Kräuterladen, Apotheken, Internet).
Heilwirkung in Kürze:
- Allergien/ Asthma: Mastzellen schütten weniger Histamin aus
- Arthritis: Blätter und Samen reduzieren den Zytokinspiegel -> laut einer Studie bis zu 70% weniger Schmerzempfinden
- Bei Blasenentzündung: Brennnesselsaft oder -tee
- Hypertonie: laut Studien wird der Blutdruck bis zu 38 % gesenkt, durch Kalium und Polyphenole wie Quercetin und Rutin
- Blutfette werden gesenkt
- Immunsystem wird gestärkt
- Um Osteoporose vorzubeugen sollte man 1 Tl Brennnesselsamen täglich zu sich nehmen