Unter der Rubrik „Zahl des Monats“ teilt das Robert Koch-Institut aktuell mit, dass 26 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter mindestens einer atopischen Erkrankung (Asthma bronchiale, Heuschnupfen, Neurodermitis) leiden [1]. Hilfe für Betroffene könnte laut einer eben erschienenen Studie eine homöopathische Behandlung bieten [2]. Die Autoren schlossen einerseits 325 Kinder unter 14 Jahren in ihre Untersuchung ein, die aufgrund einer atopischen Erkrankung in der Homöopathischen Klinik des Campo di Marte Provinzhospitals in Lucca (Italien) vorstellig wurden. Zusätzlich wurde eine Langzeitanalyse von 107 Patienten vorgenommen, deren Behandlung im Schnitt 7,4 Jahre zurück lag.
Therapienotstand für betroffene Kinder
Juckende und brennende Hautläsionen, Augenbrennen oder Atemnot schränken die Lebensqualität der betroffenen Kinder – und somit auch diejenige ihrer Eltern – je nach Schwere der Beschwerden zum Teil erheblich ein und können in Einzelfällen sogar Krankenhauseinweisungen erforderlich machen. Typisch für diese Trias atopischer Erkrankungen ist, dass sie sich bei Kindern ineinander „verwandeln“ können, manchmal im Erwachsenenalter spontan ausheilen, oder aber auch in der ein oder anderen Form bis zum Lebensende bestehen bleiben. Die Theorien zur Krankheitsentstehung reichen von genetischen Faktoren, über immunologische Veränderungen bis hin zu verschiedenen Umwelteinflüssen und psychogenen Faktoren [3].Die Therapie mit Mitteln der konventionellen Medizin besteht zumeist in der zeitweiligen Linderung von Symptomen mit teilweise stark wirksamen Medikamenten (Kortison, Bronchodilatoren, Antihistaminika etc.), die nicht selten das Risiko erheblicher Nebenwirkungen mit sich bringen, vor allem in der Langzeitanwendung [4,5,6]. Eine tatsächliche Heilung ist mit diesen Mitteln häufig nicht zu bewerkstelligen. Viele Betroffene wünschen sich daher eine kausale Therapie, welche nicht lediglich die akute Symptomatik lindert, sondern möglichst auch im Stande ist, die chronische Neigung zu atopischen Erkrankungen dauerhaft zu beseitigen. Eine mögliche Therapieoption sehen viele Patienten bzw. deren Eltern in der Homöopathie, wie Erhebungen immer wieder zeigen [7,8,9]
Methodik und Ergebnisse der vorliegenden Studie
325 Kinder erhielten eine ambulante Behandlung mit individuell ausgewählten Einzelmitteln, die von qualifizierten Fachärzten mit einer mindestens dreijährigen homöopathischen Zusatzausbildung vorgenommen wurde. Das Studiendesign sah vor, dass konventionelle Therapiemaßnahmen nach Wunsch der Patienten zusätzlich durch- bzw. fortgeführt werden konnten. Es wurden für die primäre Beobachtungsstudie lediglich die Daten von 161 Patienten ausgewertet, die zu mindestens bei einer Zweituntersuchung nach wenigstens zwei Monaten homöopathischer Therapie vorstellig wurden. Für die Langzeituntersuchung von 107 Patienten musste die letzte Konsultation mindestens fünf Jahre zurückliegen. Der Behandlungserfolg wurde jeweils mittelst der Glasgow Homeopathic Hospital Outcome Scale (GHHOS) gemessen [10]. Bei Asthmatikern wurde die Lungenfunktion zusätzlich mittelst Spirometrie überprüft.Eine Verbesserung der relevanten Krankheitssymptome fand in 90% der Fälle statt. Als deutlich (GHHOS +2, +3, +4) wird diese Verbesserung bei 75,8% der Patienten angegeben. Kinder mit Heuschnupfen profitierten am häufigsten (84,2%), gefolgt von Neurodermitikern (80,3%). Asthma konnte bei 67,2% der Patienten zumindest deutlich gelindert werden. Die Langzeitana-lyse ergab, dass atopische Dermatitis in 32 von 38 Fällen vollständig zur Remission gebracht werden konnte. Dies war bei 13 von 27 Fällen allergischer Rhinitis und 30 von 42 mit der Diagnose Asthma der Fall. Über alle Indikationen hinweg galt, dass persistierende Symptomatiken größtenteils einen nur geringen Schweregrad aufwiesen. Die erzielten Therapieerfolge waren durchweg statistisch signifikant.
Einschätzung
In Übereinstimmung mit anderen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Kinder, die unter Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma leiden, deutlich von einer homöopathischen Behandlung profitieren [11,12]. In vielen Fällen scheint sogar eine dauerhafte Heilung möglich zu sein. Die homöopathische Behandlung atopischer Erkrankungen im Kindesalter scheint außerdem gegenüber der konventionellen das Risiko zu senken, als Erwachsener Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma zu entwickeln. Ein direkter Kausalschluss vom Behandlungserfolg auf die Wirkung potenzierter Arzneimittel kann aufgrund des Studiendesigns aus der vorliegenden Arbeit nicht gezogen werden, da es keine Placebovergleichsgruppe gab. Dies dürfte für Betroffene jedoch nicht im Vordergrund stehen, zumal Homöopathie als eine besonders nebenwirkungsarme und sichere Therapieform bekannt ist [13].
© Carstens-Stiftung : Natur und Medizin, Quelle: carstens-stiftung.de
Literatur
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- Homepage des Robert Koch-Instituts > Abstract
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